Derry? Londonderry?

Wie die Stadt nun wirklich heißt, ist (immer noch?) eine politisch sensible Frage. In der Republik Irland und bei den Katholiken ist es schlicht Derry, in Nordirland weisen alle Wegweiser nach Londonderry. Während des Nordirlandkonfliktes war die Stadt an der Grenze zwischen Irland und Nordirland Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen. Am 30. Januar 1972 beschossen britische Soldaten unbewaffnete Demonstranten in Derry, wobei 13 ums Leben kamen und weitere 13 verletzt wurden, die meisten von ihnen mit Schüssen in den Rücken. Dieses Ereignis ging als Bloody Sunday (Domhnach na Fola) in die Geschichte Derrys ein. In der Folge gab es heftige Proteste, und drei Tage danach wurde die britische Botschaft in Dublin von Demonstranten niedergebrannt. Mehr als 30 Jahre lang wurde kommuniziert, dass die britische Armee sich an dem Sonntag tadellos verhalten habe. Erst 2010 kam heraus, dass die Fallschirmjäger die Kontrolle verloren und ohne Warnung auf Demonstranten geschossen hatten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Derry

https://de.wikipedia.org/wiki/Blutsonntag_(Nordirland_1972)

Viele Sänger und Bands haben sich mit diesem Ereignis auseinandergesetzt, wie z.B. U2 mit ihrem Titel „Sunday Bloody Sunday“

Im heutigen (London)Derry ist dieser Abschnitt der Geschichte immer noch präsent. Wir haben allerdings nicht die Zeit, nach den Spuren zu suchen, sondern schlendern stattdessen durch ein nettes Städtchen mit einer gut erhaltenen Stadtmauer.

🌈 Auffallender Fußgängerüberweg in Regenbogenfarben 🌈

Gleich hinter Derry sind wir wieder in Irland. Den Grenzübertritt haben wir nur daran bemerkt, dass die Entfernungsangaben nun wieder in Kilometern statt in Meilen angegeben sind und dass die Beschilderungen zweisprachig Englisch und Gälisch sind. In Nordirland hat man kaum irgendwo gälische Bezeichnungen gesehen. Weiter westlich wird es genau umgekehrt, dort gibt es nur noch gälische Bezeichnungen und Verkehrsschilder – und Gälisch ist wahrhaftig keine Sprache, die sich einem intuitiv erschließt 🥴.

Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, Dungloe, durchqueren wir den Glenveagh Nationalpark. Hier lernen wir eine andere irische Landschaft kennen. Die Berge sind karg bewachsen mit Heide und kleinwüchsigen Sträuchern. Nur der blühende Ginster begleitet uns weiterhin auf der gesamten Strecke.