5.000 Meilen durch 20 Staaten – wir haben viel gesehen. Amerika ist ein großes und interessantes Land mit vielen verschiedenen Gesichtern, manche schön, manche weniger schön. Wenn man nicht den Fehler macht, Amerika mit den USA zu verwechseln, kann man sich an vielen Orten wohlfühlen. Wir zumindest haben die Fahrt genossen 🙃.
Montauk heißt eine autobiografische Erzählung von Max Frisch aus dem Jahr 1975, die ein Wochenende hier in Montauk auf Long Island beschreibt. 2017 hat Volker Schlöndorff den Film “Rückkehr nach Montauk“ gedreht, der dem Andenken an Max Frisch und dessen Erzählung gewidmet ist.
Montauk ist sicherlich nicht mehr das idyllische Dorf ist, das Frisch in den 1970‘ern beschreibt. Sein Leuchtturm bildet die östliche Spitze von Long Island.
Die Strände sind aber immer noch schön, es gibt allerdings leider nur sehr wenige öffentliche Zugänge.
Heute ist der letzte Tag unseres “Roadtrips“. Morgen fahren wir nach Boston und verbringen noch ein paar Tage mit der Familie, bevor es wieder heimgeht.
Zu unserem Abschiedsessen sind wir im Rumba in den Hampton Bays.
Mit der Staten Island Ferry fahren wir nach Manhattan. Die Fährverbindung gibt es bereits seit 1817. Die heutige Staten Island Ferry wird seit 1905 von der Stadt New York betrieben. Jährlich nutzen über 19 Millionen Fahrgäste diese Fährverbindung über die Upper New York Bay. Für eine Überfahrt von ca. 8,4 km (5 Meilen) Länge benötigen die Fähren rund 22 Minuten Zeit. Seit 1997 können die Fähren von Fußgängern und Radfahrern kostenlos benutzt werden. Davor hat eine Hin- und Rückfahrt 50 Cent (bis 1990 25 Cent) gekostet. Das Transportieren von Fahrzeugen kostete zunächst weiterhin 3 Dollar, wurde jedoch nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eingestellt. Seitdem verkehren diese Schiffe ausschließlich als Personenfähren, und das rund um die Uhr.
Vom Ferry-Terminal an der Battery gehen wir zum Ground Zero, dem Ort der Anschläge vom 11.09.2001. Hier wurde als neues World Trade Center ein Gebäudekomplex mit Museum, Mahnmal, Parks und sechs Hochhäusern errichtet. Das World Trade Center Memorial ist das Herzstück des Komplexes, der von den Türmen umrandet ist. Der Pavillon beherbergt ein Museum und eine Gedenkstätte für die 2.749 Opfer der Anschläge. An den Stellen des ehemaligen Nord- und Südturmes befinden sich – exakt in ihren Grundrissen – große Becken, in denen Wasser fließt. Auf den Rändern sind die Namen der Toten eingraviert. Um die Becken herum ist ein Park mit Bäumen.
Von Gedenken ist hier allerdings nicht viel zu spüren. Direkt vor der Gedenkstätte ist ein futuristisches Shoppingcenter und daneben ein schriller Biergarten. Aber das ist wahrscheinlich New York.
Ursprünglich wollten wir bis zum Centralpark laufen, aber schon der Canalstreet machen wir schlapp – es ist einfach zu heiß!
Stattdessen fahren wir mit der U-Bahn bis zum Lincoln-Center, und während einer Mittagspause schöpfen wir neue Kraft.
Quer durch den Centralpark gehen wir zu seiner Südseite und bewegen uns zwischen Fifth und Sixth Avenue langsam weiter Süden.
Ja, die St. Patricks Cathedral steht noch, und am Rockefeller Center drehen Rollschuhläufer ihre Bahnen, aber insgesamt sind wir erschrocken darüber, wie sehr diese einst so noblen Straßen verkommen sind – obwohl die Läden alle noch da sind. Gefühlt jedes 2. Haus ist eingerüstet, die Straßen an vielen Stellen aufgerissen, leere Baugrundstücke. An fast jeder Ecke steht ein Foodtruck, der seinen Generator laufen lässt, und damit die Luft nicht nur mit dem Duft von altem Bratöl anreichert, sondern auch noch Abgase hinzufügt. Und dann – man glaubt es kaum – ist die Fifth Avenue übersäht von fliegenden Händlern, die ihre Louis Vuitton – und Guccitaschen auf dem Bürgersteig ausbreiten. So etwas gab es früher nur in Chinatown.
Aber natürlich gibt es auch weiterhin die faszinierenden Wolkenkratzer und Glaspaläste, die das Stadtbild von Manhattan prägen.
Heute Nachmittag schaffen wir es zu Fuß bis zum Times Square, hier steigen wir wieder in die Subway, und mit der Fähre geht es zurück nach Staten Island.
Ach ja, dann ist da ja auch noch Miss Liberty, die Freiheitsstatue. Sie würde sich sicherlich im Grabe umdrehen – sofern sie eins hätte – wenn sie wüsste, was die USA aus dem Begriff Freiheit machen. Wenn Freiheit die Freiheit zum Waffenbesitz meint, dann ist es nicht weit bis zur Freiheit, jeden erschießen zu dürfen, der einem im Weg ist. Freiheit als Recht des Stärkeren?
Und sei‘s nur, um alte Erinnerungen aufzufrischen 😉.
Wir starten im Liberty State Park – hier waren wir übrigens vorher noch nicht. Der Blick auf die Spitze von Manhattan ist trotz des Dunstes eindrucksvoll.
Für die Opfer der Attentate auf das World Trade Center am 09. September 2001 gibt es auch hier ein Mahnmal. Ground Zero und das One World Trade Center werden wir uns morgen ansehen.
Durch den Holland Tunnel fahren wir unter dem Hudson River hindurch nach Manhattan …
… und hier zunächst nach Harlem zur Cathedral Saint John the Divine. 1998 waren wir zum letzten Mal hier. Die Kirche, die die größte der Welt werden sollte, und für die bereits 1892 der Grundstein gelegt wurde, ist erst zu zwei Dritteln fertiggestellt. Die Bauarbeiten wurden immer wieder unterbrochen, zuletzt 1999 aus Geldmangel. Am frühen Morgen des 18. Dezember 2001 zerstörte dann ein Feuer das nördliche Querschiff. 2003 begann die Restaurierung.
Während der Covid-19-Pandemie wurde 2020 das Kirchenschiff als Behelfskrankenhaus für mindestens 200 Patienten genutzt. Es wurde vom benachbarten Mount Sinai Morningside Hospital aufgebaut. Die unter dem Kirchenschiff liegende Krypta diente als Bereitstellungsraum für die behandelnden Ärzte.
Danach geht es an der Nordseite des Central Parks hinüber nach Central Park East mit dem Guggenheim Museum und dem Metropolitan Museum of Arts.
Quer durch den Central Park wechseln wir nach Central Park West. Hier hat John Lennon gewohnt, hier wurde er vor seinem Haus, dem Dakota Building, erschossen. Gegenüber im Park erinnern die Strawberry Fields an ihn.
Nördlich des Central Parks wechseln wir auf die 5th Avenue und fahren nach Süden bis etwa zum Flat Iron Building.
Manch einer mag das für Blödsinn halten, aber wir sind diese Straße in der Vergangenheit schon ein paar Mal entlang gegangen, und während der Verkehrsstaus haben wir Muße, rechts und links zu schauen 😁.
Am East River entlang fahren wir zur Brooklyn Bridge und darüber weiter nach Brooklyn. Es ist lange her, dass wir zu Fuß über diese Brücke gegangen sind. Damals waren wir ziemlich allein, heute gibt es bunte Buden zu Hauf entlang der Aufgänge zur Brücke.
In Brooklyn fahren wir weiter zur Verrazzano Bridge, wir wollen nach Staten Island, wo wir übernachten werden. Die Verrazzano Bridge war bis 1981 mit ihren 1,3 km die längste Hängebrücke der Welt, mittlerweile ist sie auf Platz 18 gelandet.
Morgen früh werden wir mit der Fähre wieder nach Manhattan fahren, dieses Mal aber ohne Auto 🙃.
Gestern waren wir am Lake Ontario. Das Südufer auf der amerikanischen Seite bietet nichts Spektakuläres, außer dass man bei klarem Wetter Toronto auf der anderen Seite des Sees sehen kann – aber das Wetter war nicht klar.
Im Gegenteil – es regnete fast den ganzen Tag, so dass außer “Spazierenfahren“ und Shopping nicht viel anderes zu tun blieb.
Auf unserem Weg nach New York und Staten Island übernachten wir heute in Scranton. Wikipedia schreibt über die Stadt: “Scranton ist ein typischer Vertreter der Städte im sogenannten Rust Belt, den früh industrialisierten Städten im Hinterland der amerikanischen Ostküste, die vom Niedergang der Stahlindustrie im 20. Jahrhundert besonders schwer getroffen wurden.“ Nachzulesen auf Wikipedia:
Wir sind uns nicht sicher, ob man das im Stadtbild wahrnimmt oder nicht, und wieviel vielleicht Corona noch zum weiteren Niedergang beigetragen hat, zumindest sind viele Läden und Restaurants geschlossen.
Was man eher nicht weiß, ist, dass Joe Biden aus Scranton stammt.
Der Grund aber, warum wir gerade hier übernachten, ist das Hotel, das in einem alten Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1908 entstanden ist.
Es ist sehr eindrucksvoll, wirkt aber ein wenig “verlassen“, die Lobby ist leer, und das Restaurant hat geschlossen. So weichen wir zum Abendessen auf die andere Straßenseite aus. Auch dieses Lokal ist von der Eisenbahn geprägt.
Morgen geht es weiter nach Staten Island. Das ist nicht sehr weit. Darum ist es im Moment unser Plan, auf einem Umweg durch Manhattan zu fahren. Ich werde berichten 😁.
Im Rahmen einer geführten Tour schauen wir sie uns heute aus allen Perspektiven an, die die amerikanische Seite zu bieten hat. Beim Terrapin Point können wir einen ersten Blick auf die Horseshoefalls werfen, den Kern der Niagarafälle. Hier fließen pro Sekunde ca. 2,5 Millionen Liter Wasser hinunter.
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Bevor wir in der Cave of the Winds den nächsten Teil der Niagarafälle, die American Falls, anschauen und ihnen auch äußerst nahe kommen, müssen wir uns Hüte kaufen – die Sonne brennt erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel.
Aber tatsächlich ist dieses Wetter ideal für das, was jetzt kommt 😁.
Und direkt neben dem Weg zur Cave brüten Möwen – man glaubt es nicht!
Die nächste Dusche bekommen wir dann auf der Maid of the Mist, mit der wir in die Horseshoefalls hinein fahren.
Ein absolutes Muss für uns ist die “Architecture Tour“ auf dem Chicago River. Sie wird begleitet vom Chicago Architecture Center, und wir sind begeistert über die vielen kompetenten Informationen, die man hier in anderthalb Stunden bekommt. Die Geschichte der modernen Chicagoer Architektur beginnt nach dem vernichtenden Feuer 1871 und ist heute noch lange nicht zu Ende. Bekannte Architekten wie Mies van der Rohe, Helmut Jahn, Frank Lloyd Wright und andere konnten sich hier mit wirklich eindrucksvollen Bauten verwirklichen.
Ein zweites Muss ist der Millennium Park mit dem Cloud Gate, der Big Bean, die einen zeitweise vergessen lässt, wo oben und unten ist.
Nichts deutet darauf hin, dass hier vor knapp einer Woche ein Jugendlicher während einer Rangelei von der Polizei erschossen wurde. Auch von der (damit im Zusammenhang stehenden?) Schießerei vor einem MacDonalds in der Innenstadt mit zwei Toten und sieben Verletzten bemerkt man nichts. Aber nicht umsonst gibt es wohl an vielen Einrichtungen Schilder, die das Mitbringen von Waffen verbieten. Al Capone lässt grüssen.
Hier findet man übrigens den Artikel in der Chicago Tribune zu den Vorgängen:
Den Jay Pritzker Pavillon, die Konzertmuschel mit ihrer futuristischen Edelstahlkonstruktion können wir heute leider nicht anschauen, dieser Teil des Parks ist wegen einer Veranstaltung gesperrt, …
…, aber am nächsten Tag ist er wieder zugänglich 😁.
Auch sehenswert ist die Crown Fountain, eine Brunnenanlage, die aus einem reflektierenden Boden aus schwarzem Granit besteht, der zwischen einem Paar von Glasbausteintürmen platziert ist. Die Türme sind 15,2 Meter hoch und verwenden Leuchtdioden, um digitale Videos von Gesichtern zu projizieren. Hierzu wurden Aufnahmen von über 1000 verschiedenen Chicagoer Bürgern verwendet. Aus den Mündern der projizierten Gesichter wird in regelmäßigen Abständen nach Art antiker Wasserspeier Wasser gespien.
Nach einer Mittagspause im Gage (sehr empfehlenswert) gehen wir weiter die Michigan Avenue entlang. Auf der Nordseite des Chicago Rivers wird sie zur Magnificent Mile, einer Shoppingmeile, auf der sich unter anderem auch die altehrwürdigen New Yorker Kaufhäuser wie z. B. Bloomingdales und Saks Fifth Avenue befinden. Die Straße ist belebt, sie ist laut, sie ist aber nicht hektisch oder aggressiv (Von den Schießereien wissen wir hier noch nichts!) So genießen wir bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein entspannt die Umgebung.
Das Museum behauptet von sich selbst, eines der größten der Welt zu sein. Mit etwa 300.000 Werken aus 5 Jahrtausenden (die natürlich nicht alle gezeigt werden) ist es sicher nicht weit davon entfernt. Die Ausstellung ist thematisch geordnet in einem großen Komplex mit mehreren Gebäuden untergebracht, in denen man sich leicht verlaufen kann. Ich spreche aus Erfahrung 🥴. Berühmt ist das Museum für seine Sammlungen von Impressionisten, Post-Impressionisten und der Amerikanischen Kunst, darunter unser Favorit: Edward Hoppers “Nighthawks“.
Es ist völlig überfordernd, die Ausstellung an einem Tag sehen zu wollen – es reicht sicherlich noch nicht einmal aus, um sich einen ordentlichen Überblick zu verschaffen. So “mäandern“ wir durch die Gebäude, Räume und verschiedenen Ebenen, finden einiges und verpassen anderes, wie z.B. das Selbstporträt von Vincent van Gogh.
Anschließend begeben wir uns wieder in die Tiefen des Alltags. Wir machen eine Fahrt mit der Chicago Elevated, der Hochbahn, die hier in Downtown verkehrt. Die Chicago-L verkehrt auf einer Trasse, die mitten über den Straßen verläuft, der älteste Streckenabschnitt wurde 1892 eingeweiht.
Unsere sehr späte Lunchpause machen wir heute in Miller‘s Pub, einem traditionsreichen Restaurant hier in Chicago, in dem auch schon Marilyn Monroe verkehrt hat. Bedient werden wir von Vicky, die sich als Volksdeutsche bezeichnet und uns Fotos von Kirchweih und anderen Festen zeigt, die die (ehemaligen) Deutschen hier zusammen feiern 😀.
Zum Abschluss des Tages fahren wir noch am Lake Michigan entlang.