Mit der Staten Island Ferry fahren wir nach Manhattan. Die Fährverbindung gibt es bereits seit 1817. Die heutige Staten Island Ferry wird seit 1905 von der Stadt New York betrieben. Jährlich nutzen über 19 Millionen Fahrgäste diese Fährverbindung über die Upper New York Bay. Für eine Überfahrt von ca. 8,4 km (5 Meilen) Länge benötigen die Fähren rund 22 Minuten Zeit. Seit 1997 können die Fähren von Fußgängern und Radfahrern kostenlos benutzt werden. Davor hat eine Hin- und Rückfahrt 50 Cent (bis 1990 25 Cent) gekostet. Das Transportieren von Fahrzeugen kostete zunächst weiterhin 3 Dollar, wurde jedoch nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eingestellt. Seitdem verkehren diese Schiffe ausschließlich als Personenfähren, und das rund um die Uhr.



Vom Ferry-Terminal an der Battery gehen wir zum Ground Zero, dem Ort der Anschläge vom 11.09.2001. Hier wurde als neues World Trade Center ein Gebäudekomplex mit Museum, Mahnmal, Parks und sechs Hochhäusern errichtet. Das World Trade Center Memorial ist das Herzstück des Komplexes, der von den Türmen umrandet ist. Der Pavillon beherbergt ein Museum und eine Gedenkstätte für die 2.749 Opfer der Anschläge. An den Stellen des ehemaligen Nord- und Südturmes befinden sich – exakt in ihren Grundrissen – große Becken, in denen Wasser fließt. Auf den Rändern sind die Namen der Toten eingraviert. Um die Becken herum ist ein Park mit Bäumen.




Von Gedenken ist hier allerdings nicht viel zu spüren. Direkt vor der Gedenkstätte ist ein futuristisches Shoppingcenter und daneben ein schriller Biergarten. Aber das ist wahrscheinlich New York.



Ursprünglich wollten wir bis zum Centralpark laufen, aber schon der Canalstreet machen wir schlapp – es ist einfach zu heiß!





Stattdessen fahren wir mit der U-Bahn bis zum Lincoln-Center, und während einer Mittagspause schöpfen wir neue Kraft.





Quer durch den Centralpark gehen wir zu seiner Südseite und bewegen uns zwischen Fifth und Sixth Avenue langsam weiter Süden.






Ja, die St. Patricks Cathedral steht noch, und am Rockefeller Center drehen Rollschuhläufer ihre Bahnen, aber insgesamt sind wir erschrocken darüber, wie sehr diese einst so noblen Straßen verkommen sind – obwohl die Läden alle noch da sind. Gefühlt jedes 2. Haus ist eingerüstet, die Straßen an vielen Stellen aufgerissen, leere Baugrundstücke. An fast jeder Ecke steht ein Foodtruck, der seinen Generator laufen lässt, und damit die Luft nicht nur mit dem Duft von altem Bratöl anreichert, sondern auch noch Abgase hinzufügt. Und dann – man glaubt es kaum – ist die Fifth Avenue übersäht von fliegenden Händlern, die ihre Louis Vuitton – und Guccitaschen auf dem Bürgersteig ausbreiten. So etwas gab es früher nur in Chinatown.



Aber natürlich gibt es auch weiterhin die faszinierenden Wolkenkratzer und Glaspaläste, die das Stadtbild von Manhattan prägen.





Heute Nachmittag schaffen wir es zu Fuß bis zum Times Square, hier steigen wir wieder in die Subway, und mit der Fähre geht es zurück nach Staten Island.




Ach ja, dann ist da ja auch noch Miss Liberty, die Freiheitsstatue. Sie würde sich sicherlich im Grabe umdrehen – sofern sie eins hätte – wenn sie wüsste, was die USA aus dem Begriff Freiheit machen. Wenn Freiheit die Freiheit zum Waffenbesitz meint, dann ist es nicht weit bis zur Freiheit, jeden erschießen zu dürfen, der einem im Weg ist. Freiheit als Recht des Stärkeren?

