














Hier in Tortuguero befindet sich auf einer Küstenlänge von 22 km die größte Eiablagestätte der Grünen Meeresschildkröten der westlichen Hemisphäre. Jedes Jahr zwischen Juni und Oktober legen sie hier ihre Eier. Aber auch echte und unechte Karettschildkröten kommen zur Eiablage hierher. Und von Februar bis Juli sind zusätzlich noch die Lederrückenschildkröten da, die größte noch lebende Schildkrötenart. Sie werden bis zu 2,2 Meter lang und 700 kg schwer. Die grünen Meeresschildkröten, die zweitgrößte Art, bringen es dagegen nur auf 1,5 Meter Länge und 160 kg Gewicht.
In der Zeit der Eiablage kommen jede Nacht bis zu tausend Schildkröten an den Strand und heben die Kuhlen für die Eiablage aus.
Zusätzlich zu ihrer Gefährdung durch Klimawandel und Meeresverschmutzung helfen hier auch noch die Touristen nach. Fast jeder Reiseveranstalter hat zu den Eiablagezeiten die Beobachtung der Meeresschildkröten im Programm. Da die nachts kommen, werden Lampen eingesetzt. Manchmal sind die Schildkröten so sehr gestört, dass sie ins Meer zurückgehen, ohne ihre Eier abgelegt zu haben. Das ist kein verantwortlicher Tourismus, auch wenn manche Veranstalter damit werben, dass auch der Tourismus zum Schutz und Erhalt der Tiere beiträgt.
Jetzt ist die Zeit, wo die Jungen schlüpfen. Leider bekommen wir keine zu Gesicht. Unübersehbar sind allerdings die großen Kuhlen, die die Schildkröten für die Eiablage ausgehoben haben. Eierschalen finden wir auch.
Hier gibt es Jaguare und Ozelote, deren Spuren wir an den Nestern sehen – aber auch manche Touristen oder deren Guides stochern darin herum, um die kleinen Schildkröten zu locken. Meist bedeutet dies den sicheren Tod für die kleinen Tiere, sie brauchen den natürlichen Rhythmus, um überleben zu können.
Wir müssen früh aufstehen. Um 05.30 Uhr holt uns ein Wassertaxi ab und bringt uns zum Eingang des Nationalparks. Wir haben eine Kanutour bei Barbara Hartung gebucht, einer deutschen Biologin, die seit ca. 30 Jahren in Tortuguero lebt und sich hier sehr für den Naturschutz engagiert.
Im Kanu sind noch vier andere deutsche Touristen, und mit vereinten Kräften paddeln wir so schnell wie möglich über den Kanal, um vor den Motorbooten in den Nationalpark zu fahren und dann die Regionen zu erreichen, die man eh nicht mit Motoren befahren darf.
Der Lohn ist eine wunderbare, ruhige Fahrt über spiegelglattes Wasser. Wir haben Muße, der langsam erwachenden Natur zuzuhören und zuzuschauen. Es ist ein zauberhaftes Erlebnis.
Wir müssen das Gelände der Lodge gar nicht verlassen, um viele Tiere beobachten zu können. Brian, ein lokaler Guide, macht heute morgen mit uns einen Rundgang. Er trainiert uns ein wenig darin, die Tiere wahrzunehmen, die hier sind. So sehen wir Leguane, männliche orangefarbene und weibliche grüne, und Basilisken.
Wir sehen ein Stachelschwein – nun ja, wir sehen einen Fellrücken, von dem Brian sagt, dass es ein Stachelschwein ist, ähnlich wie bei dem jungen Faultier 🦥, das in einem der Bäume hängt. Dafür können wir lange einen der Brüllaffen beobachten, die uns mit ihrem lauten Geschrei heute morgen gegen 05.30 Uhr geweckt haben.
Begleitet werden wir auf dem Weg von einer kleinen Hündin, die wohl meint, sie müsse für uns die Tiere vertreiben. Sie stammt aus dem Dorf und gehört niemandem speziell.
Am Ende fällt sie noch in einen Teich, aus dem sie durch eigene Kraft nicht mehr herauskommt. Wir müssen Hilfestellung leisten.